Milton Erickson: Das Sprachmodell - Technik, um die "linke Gehirnhälfte zu verwirren"

Phantasiereisen richten sich an das Unterbewußtsein. Um das Unterbewußtsein optimal zu erreichen, wird eine etwas abgewandelte Sprache verwandt. Milton Erickson hat ein Sprachmodell entwickelt, mit dem er in Meditationsreisen das Unbewußte im Menschen ansprechen kann.

Das Modell gliedert sich folgendermaßen:

1.) Information weglassen/tilgen
2.) Information verallgemeinern/generalisieren
3.) Information umgestalten/verzerren
4.) Besondere Finessen
5.) Vermeiden von „Nicht“-Formulierungen/umwandeln in positive Formulierungen

Zu 1) Information weglassen/tilgen
Der Reisebegleiter läßt Informationen gezielt weg. Damit gibt er dem Unterbewußtsein des Reisenden, die Möglichkeit, das Gesagte durch eigene Erfahrungen und innere Daten zu füllen und zu vervollständigen.

1. Nominalisierungen: Verben werden in Nomen verwandelt, um eine genaue Beschreibung der Tätigkeit zu vermeiden. Das Unterbewußtsein kann freier wählen.
Beispiele: ruhig – Ruhe, friedlich – Frieden, verbinden – Verbindung, loslassen – Lösung
2. Unbestimmte Verben: Erfahrungen werden nicht genau beschrieben, sondern vermieden durch unklare Formulierungen.
Beispiele: wahrnehmen, erlauben, interessieren, loslassen, vergegenwärtigen
3. Unbestimmte Subjekte: Der Reisebegleiter sagt nicht, wer oder was genau gemeint ist, oder etwa, ob etwas richtig oder falsch ist.
Beispiele: man kann neugierig sein, es ist leicht zu lernen, vielleicht bist du überrascht, du bist schon ganz gespannt
4. Vergleiche: Der Vergleichswert bleibt ungenannt.
Beispiel: du kannst noch entspannter sein, weicher werden, tiefer sinken, mehr und mehr loslassen, es ist angenehmer in Trance zu gehen

Zu 2.) Information verallgemeinern/generalisieren
Der Reisebegleiter kann Erfahrungen und Beschränkungen von Erfahrungen aufheben durch Verallgemeinerungen. Der Reisende erfährt Fülle, Vielfalt und Freiheit und kann selbst entscheiden, ob die Verallgemeinerung für ihn zutreffend ist oder nicht.
1. Verallgemeinerung: Aus einer (einmaligen) Erfahrung wird eine generelle Aussage abgeleitet.
Beispiele: jeder Gedanke hilft dir, dich zu erinnern; alles was du hörst, erlaubt dir tiefer zu entspannen; jeder Gedanke...; jede Situation...;
2. Möglichkeiten: Die Sprache des Reisebegleiters schafft die Möglichkeit, daß der Reisende sich selbst entscheiden kann.
Beispiele: du darfst dich entscheiden, du kannst loslassen, du kannst dir selbst erlauben,

Zu 3.) Information umgestalten/verzerren
Der Reisebegleiter schafft mit seinen Worten Verknüpfungen zwischen der erlebten Wirklichkeit und wünschenswerten Zuständen. Vorannahmen werden zu Gewißheit, Zitate erlauben den direkten Kontakt zum Unterbewußtsein. Der Reisende erhält so Vertrauen in gewünschte Zustände.
1. Ursache – Wirkung: Verbindung herstellen zwischen der Realität und einem gewünschten Zustand.
Beispiele: Wenn..., dann...: Wenn du meine Stimme hörst, dann kannst du dich mehr und mehr entspannen. Je..., desto...; Indem...; .... und ....: Du kannst meiner Stimme lauschen und dich tiefer entspannen; während...: während du fest auf dem Boden liegst, kannst du dich erinnern; Die Regelmäßigkeit deiner Atmung hilft dir, dich zu entspannen;
2. Vorannahmen: Eine Aussage beinhaltet eine weitere Aussage.
Beispiele: Welches Bein wird zuerst entspannt sein? (Entspannung folgt dann sowieso.) Du kannst weiterhin zuhören. (Du hast also bisher schon zugehört.) Du kannst erstmal tief Luft holen, bevor du die Frage beantwortest. (Du wirst die Frage in jedem Fall beantworten.)
3. Zitate: Botschaften erreichen das Unterbewußte über Zitate, die ein Dritter spricht.
Beispiele: Meine Freundin Tanja sagt immer: „Du bist eine wunderschöne Frau.“ Ein Fremder auf der Party sagte neulich zu mir: „.....“

Zu 4.) Besondere Finessen
Doppeldeutigkeiten und eingebettete Fragen schaffen Verwirrung im Unterbewußtsein, die Aufmerksamkeit wird gebündelt und durch Metaphern werden neue Orientierungsrichtungen angeboten. Die Verwirrung löst festgefahrene Muster und schafft Raum für neue Möglichkeiten. Der Reisende kann frei entscheiden, ob er von diesen Möglichkeiten Gebrauch macht.
1. Doppeldeutigkeiten: Das Ende einer Aussage ist der Anfang der neuen Aussage.
Beispiel: Du lauschst meiner Stimme immer tiefer kannst du entspannen.
2. Eingebettete Fragen: Die eigentliche Frage wird nicht gestellt, sondern in eine Aussage gewandelt.
Beispiele: Ich bin mal gespannt, wie du dich entscheidest; Ich weiß nicht, wie du dich entschieden hast;
3. Analog markieren: Analog markiert wird durch die veränderte Stimme des Reisebegleiters (lauter, schneller, tiefer, voller).
Beispiel: Dies ist so leicht zu lernen wie anderes auch.
4. Metaphern: Eigenschaften werden zugewiesen, indem sie in Bilder, Geschichten oder Parallelen verpackt werden.
Beispiele: ein schwangerer Mann; ein Fels, der weint; die Sonne, die eine Reise macht;

Zu 5.) Vermeiden von „Nicht“-Formulierungen/umwandeln in positive Formulierungen
Das Unterbewußtsein kennt folgende Worte nicht: kein, nie, nicht. Diese Worte fallen einfach weg und verlieren somit jede Bedeutung. Unter Umständen ändert sich der Inhalt der Aussage: „Ich will nicht mehr rauchen.“ wird zu: „Ich will mehr rauchen!“ Andersherum kann ein gewünschter Zustand mit dieser Formulierung erreicht werden: „Du mußt nicht gleich loslassen.“ bedeutet: „Du mußt gleich loslassen!“
Positive Formulierungen bewirken, daß das Unterbewußtsein sich den erwünschten Zustand intensiv vorstellt und ihn verinnerlicht und anschließend Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um diesen Zustand zu erreichen.